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  • Deportationen

  • An dieser Stelle informieren wir Sie über die uns bekannten Deportationen der ehemaligen Rimbacher Bürgerinnen und Bürger mit jüdischem Glauben.

  • Haus in der Brunnengasse 15 (Foto: Günther Röpert, Juni 2025)

    Ghettoisierung in der Brunnengasse 15

    Von dem Haus in der Brunnengasse 15 wurden die letzten 9 Rimbacher Bürgerinnen und Bürger mit jüdischem Glauben über Darmstadt deportiert. Sie mussten im Zuge der Arisierung des jüdischen Besitzes ihre Häuser verlassen und waren vom 21.8.1941 bis zu ihrer Deportation gezwungen, alle in der Brunnengasse 15 zu leben. 
    Im August 1941 war die Gestapo Darmstadt bestrebt, in ihrem Bezirk, zu dem auch der Landkreis Bergstraße zählte, jüdische Personen in Wohnungen und Häusern zusammenzulegen. Sie setzte hiervon die ihr unterstellten Oberbürgemeister und Landräte in Kenntnis. In den "Richtlinien" zur "Räumung und Zusammenlegung von Judenwohnungen" an die NSDAP-Kreisleitung in Erbach vom 14. August 1941 heißt es: 

  • Eingangstor des Konzentrationslagers Auschwitz I mit der Überschrift „Arbeit macht frei“, 11. August 1955 (Ausschnitt)Quelle: BArch, Bild 183-32279-0007 / o. Ang.

    Vernichtungslager Auschwitz

    In das KZ Auschwitz wurden 8 Rimbacher Jüdinnen und Juden deportiert:

    1. Celine Kaufmann, geb. Deyfus, geb. am 4.2.1885, wohnhaft in der Staatsastraße 47. Celine Kaufmann wurde am 18.7.1943 über Gurs, Südfrankreich, nach Auschwitz, Polen, deportiert und dort im Alter von 58 Jahren umgebracht.

    2. Flora Weichsel, geb. Mayer, geb. am 16.6.1888, wohnhaft Gymnasiumstraße 13, wurde am 22.8.1942 zunächst nach Theresienstadt und am 28.10.1944 nach Auschwitz deportiert und dort im Alter von 56 Jahren am 28.10.1944 getötet.

    3. Max Weichsel, geb. am 20.10.1871, wohnhaft Gymnasiumstraße 13, wurde am 22.8.1942 zunächst nach Theresienstadt und am 28.10.1944 nach Auschwitz deportiert und dort im Alter von 73 Jahren am 28.10.1944 ermordet.

  • Juden im Transit-Ghetto Piaski, Piaski ca. 1940-1943; Jüdisches Museum Berlin, Inv.-Nr. 2009/70/1-3, Schenkung von Ralph Ide. Fotograf unbekannt.

    Transit-Ghettos in Piaski, Lublin u.a.

    Nach uns unbekannten Orten in Osteuropa und in die bekannten polnischen Durchgangsghettos Piaski in der Nähe von Lublin und in das Ghetto Lublin selbst wurden 8 Rimbacher Jüdinnen und Juden deportiert. Von dort aus wurden sie sofort weiter nach Osten in die Vernichtungslager Auschwitz, Belzec, Sobibór, Treblinka u.a.m. gebracht, denn schon ab 17. März 1942 begann die Auflösung der Ghettos Piaski sowie Lublin und begannen die Deportationen nach Belzec. Es war der Start der "Aktion Reinhardt", der systematischen Ermordung aller Juden und Roma im deutsch besetzten Polen. Der Deportationszug in Darmstadt startete am 23. März 1942 mit 1000 Menschen. Fast jeder Fünfte war ein Kind oder Jugendlicher. 
    Ausschlaggebend für die Zusammensetzung dieser ersten Massendeportation dürfte für die Gestapo das Vermögen der zu Deportierten gewesen sein.

  • Warnung vor Schuss­waffen­gebrauch am „Gross-K-Werk Minsk“, einem Zwangsarbeiterunternehmen von Daimler-Benz (Foto 1941)

    Ghetto Minsk

    Nach Minsk wurden 3 Rimbacher Jüdinnen und Juden deportiert:

    1. Herbert Weichsel, geb. 28.2.1922, wohnte in der Staatsstraße 16 (Gardinen Jakob), ab 27.12.1938 in Frankfurt a.M., deportiert am 11.11.1941 nach Minsk. Todesort und Todeszeitpunkt sind nicht bekannt.

    2. Recha Weichsel, geb. Löwenthal, geb. 13.10.1892, wohnte in der Staatsstraße 16 (Gardinen Jakob), ab 27.12.1938 in Frankfurt a.M., deportiert am 11.11.1941 nach Minsk. Todesrort und Todeszeitpunkt sind nicht bekannt.

    3. David Weichsel, geb. 9.11.1879, wohnte in der Staatsstraße 16 (Gardinen Jakob), ab 27.12.1938 in Frankfurt a.M., deportiert am 11.11.1941 nach Minsk. 

  • KZ Theresienstadt|Foto: Archiv Yad Vashem und des Deutschen Historischen Museums

    KZ Theresienstadt

    In das KZ Theresienstadt wurden 4 Rimbacher Jüdinnen und Juden deportiert:

    1. Berthold Marx, geb. 12,9.1889, wohnhaft Brunnengasse 15, deportiert am 27.9.1942, Tod am 29.1.1943

    2. Therese Marx, geb. 3.3.1858, wohnhaft Brunnengasse 15, deportiert am 27.9.1942, Tod am 11.11.1942

    3. Bertha Mayer, geb. am 8.11.1867, wohnhaft Brunnengasse 15, deportiert am 27.9.1942, Tod am 15.12.1942




  • KZ Dachau, Häftlinge bei Zwangsarbeit (Mai 1933) | Bild: Bundesarchiv, Bild 152-01-024 / Fotograf: o. A. / Lizenz CC-BY-SA

    KZ Dachau

    In das KZ Dachau wurde der Rimbacher Gustav Westheimer am 12.11.1938 deportiert. Dieses erste Rimbacher Opfer jüdischen Glaubens wurde am 29.12.1938 in Dachau ermordet.

    1. Gustav Westheimer, geb. am 1.4.1890, wohnhaft Rathausstraße 9, ab 8.4.1938 Stuttgart, deportiert am 12.11.1938 ins KZ Dachau, dort im Alter von 48 Jahren am 29.12.1938 ermordet.




  • Einziger Brunnen im Ghetto Piaski

    Deportation am 24. März 1942 in das Ghetto Piaski

    Die erste Deportation aus Hessen erfolgte am 24. März 1942, als 1000 Menschen über Darmstadt nach Piaski in den Distrikt Lublin des Generalgouvernements verbracht wurden. Von der Deportation betroffen waren u.a. Juden aus Darmstadt, dem Kreis Darmstadt und Mainz. Bereits Tage zuvor wurden sie im Sammellager Liebig-Schule in Darmstadt konzentriert.

    Ausschlaggebend für die Zusammensetzung dieser ersten Massendeportation dürfte für die Gestapo das Vermögen der zu Deportierten gewesen sein, denn der Staat hatte erstmals einen Überblick über das gesamte noch vorhandene "jüdische Vermögen" in Deutschland, also auch in Rimbach.

    Grundlage dafür war die "Verordnung für die Anmeldung des Vermögens von Juden" vom 26. April 1938, nach der alle Juden ihren gesamten Besitz bei der Oberfinanzdirektion anmelden mussten. 

  • Eingangstor KZ Theresienstadt. Quelle: Österreichische Nationalbibliothek

    Deportation am 27. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt

    Aus dem Sammellager Liebig-Schule in Darmstadt wurden am 27. September 1942 1.288 Menschen zum Darmstädter Güterbahnhof getrieben, der fußläufig erreichbar war. Die Menschen wussten, dass sie in das Ghetto Theresienstadt verschleppt würden. Zwangsweise hatten sie einen sog. Heimeinkaufvertrag in Höhe ihres - seit Jahren nicht mehr zur eigenen Verfügung stehenden - Gesamtvermögens abschließen müssen. Im "Altersghetto" Theresienstadt nördlich von Prag befanden sich zu dieser Zeit etwa 53.000 verschleppte jüdische Tschechen und Deutsche. Theresienstadt fungierte v.a. aber auch als Durchgangslager für weitere Transporte in die Vernichtungslager im Osten.

    Am 24. September wurden von Rimbach aus folgende 5 jüdische Bürgerinnen und Bürger aus der Brunnengasse 15 zunächst nach Darmstadt und dann am 27. September 1942 nach Theresienstadt deportiert: