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  • Widerstand und Hilfe

  • "Der Zuckerhase" von Lilo Beil, Seite 22-27

    Der Zuckerhase


    Anmerkung:
    In dieser Story verarbeitet die Schriftstellerin Lilo Beil einen Bericht von Emma Bickel (*1924) aus Rimbach (hier Katharina), die ihr voller Traurigkeit und Reue die Episode im Postamt am Marktplatz wahrscheinlich mit der Jüdin Therese Marx berichtete (hier Frau Rosenzweig).


    "Es war im Frühling, als Katharina die Feigheit kennenlernte. Sie begegnete der Feigheit der anderen und vor allem der eigenen. Katharina war zehn Jahre alt und sollte noch schnell einen Brief zur Post bringen. Es war Ostersamstag, die Mutter war unfreundlich, weil sie so viel Arbeit hatte, alles sollte strahlen zum Fest und sauber sein, zahlreicher Besuch wollte verköstigt werden, Kuchen waren zu backen, Ostereier zu färben, die gute Stube war zu schmücken. Kritische Tanten, Onkels, Großeltern würden die Hausfrauenkünste der Mutter unter die Lupe nehmen. Katharina machte sich eilig aus dem Staub, alles war besser als eine grantige, übelgelaunte Mutter, die sich leid tat, eine ewige Märtyrerin. Überall vor den Häusern des Dorfes wurden die Gehsteige gefegt, die Blumenkästen mit Buchs und Osterglocken, Tulpen und Narzissen ausgesteckt, einige Frauen wuschen die Haussockel mit Lauge aus Kernseife ab. Es war ein sauberes Dorf in Südhessen.



  • Dr. Heinrich Ungeheuer

    Dr. Heinrich Ungeheuer

    Der Arzt Dr. Heinrich Ungeheuer hatte keine Angst vor den nationalsozialistischen Machthabern. Noch in der Reichspogromnacht stand er den verletzten jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern bei und betreute sie auch in den nächsten Tagen und Wochen. In seiner Zeugenaussage vom 14.4.1946 listete er für den anstehenden Prozess zur sogenannten Judenaktion in der Reichs­pogrom­nacht die Verletzungen der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger auf.

    „Die jüdischen Familien in Rimbach waren in meinem Elternhaus, solange sie da waren, ein- und ausgegangen und mein Vater war praktisch bis zu ihrem Auswandern oder bis zu ihrer Deportation ihr Hausarzt und Betreuer“, schrieb Dr. Edgar Ungeheuer, geb. am 6.1.1920 in Rimbach, Sohn von Dr. Heinrich Ungeheuer und Chirurg in Frankfurt a.M., am 24.11.1986 an Wolfgang Gebhard.

    Quelle (Foto): Karl-Ludwig Schmitt: Rimbach im Odenwald – Ein Streifzug durch die Ortsgeschichte mit Bildern aus vergangenen Tagen




  • links: Dr. Arthur Abrecht, geboren am 11.04.1900, gestorben am 01.08.1977

    Dr. Arthur Abrecht

    Recha, David und Sohn Herbert Weichsel (Staatsstraße 16, Gardinen Jakob) mussten nach den Misshandlungen in der Reichspogromnacht am 10.9.1938 von Rimbach nach Frankfurt fliehen.
    Häufige Unterstützung erhielten Weichsels durch ihre Nachbarn Anni (Zahnärztin in Fürth) und Arthur Abrecht (Zahnarzt in Rimbach). Anni Abrecht ließ sich mit einem Motorrad mit Beiwagen nach Frankfurt a. M. fahren und brachte ihnen Lebensmittel zum Überleben. Da eine solche Hilfe verboten war, musste Anni diese Gaben in einem vereinbarten Straßenpapierkorb ablegen, wo sie dann von Weichsels abgeholt wurden, die sich in der Nähe aufgehalten hatten.

    Quelle (Foto): Karl-Ludwig Schmitt: Rimbach im Odenwald – Ein Streifzug durch die Ortsgeschichte mit Bildern aus vergangenen Tagen

  • Anni Abrecht
    Anni Abrecht, gestorben am 02.03.1971

    Anni Abrecht

    Recha, David und Sohn Herbert Weichsel (Staatsstraße 16, Gardinen Jakob) mussten nach den Misshandlungen in der Reichspogromnacht am 10.9.1938 von Rimbach nach Frankfurt fliehen.
    Häufige Unterstützung erhielten Weichsels durch ihre Nachbarn Anni (Zahnärztin in Fürth) und Arthur Abrecht (Zahnarzt in Rimbach). Anni Abrecht ließ sich mit einem Motorrad mit Beiwagen nach Frankfurt a. M. fahren und brachte ihnen Lebensmittel zum Überleben. Da eine solche Hilfe verboten war, musste Anni diese Gaben in einem vereinbarten Straßenpapierkorb ablegen, wo sie dann von Weichsels abgeholt wurden, die sich in der Nähe aufgehalten hatten.

    Quelle (Foto): privat von Denis Weichsel