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  • Ehemalige Rimbacher Synagoge

    Dieses Haus, errichtet 1840, diente als Synagoge für die Juden in Rimbach. Am 9. November 1938 von frevlerischen Händen geschändet und zerstört. 1951 ging das Gebäude in das Eigentum der römisch-katholischen Kirchengemeinde über.
  • Ehemalige Rimbacher Synagoge, umgebaut zur katholischen Kirche 1952/53 (Foto von 1985). Quelle: Altaras S. 123, Pinkes Hakehillot S. 307
    Das Gebäude der ehemaligen Synagoge im Sommer 2008 (Foto: Hahn).
  • Die Geschichte der ehemaligen Synagoge beginnt im Jahr 1834. Damals erwirbt die jüdische Gemeinde das baufällige Hofhaus, eines der „Herrschaftshäuser“ an der Schloßstraße/Ecke Heinzenwiesenweg. Dieses Hofhaus ist so ruiniert, dass es mit Balken abgestützt werden und 1838 abgebrochen werden muss. Bürgermeister Geist erhält die rauen Steine. Anstelle des abgebrochenen Gebäudes baut die jüdische Gemeinde ihre Synagoge. Die Judenschule in der Brunnengasse, für die angewachsene jüdische Bevölkerung bereits viel zu klein war, wird versteigert. Maurermeister Hetz aus Brensbach übernimmt die Ausführung des Neubaues. Die Maurerarbeiten überträgt der dem Rimbacher Maurermeister Dörr. 1840 ist der Bau vollendet, die Synagoge wird eingeweiht. Diese neue Synagoge ist 17 m lang und 10,4 m breit. Die Giebelseite zeigt nach Osten: nach der Richtung Jerusalem. In die Richtung nach Osten und nach Norden sind Rundbogenfenster angeordnet. Auf der Ostseite steht auch der Thora-Schrein, davor das Lesepult und zwei Leuchter.

    Es muss eine sehr lebendige jüdische Gemeinde in Rimbach gewesen sein. Der israelitische Unterstützungsverein wird mit einem Anfangskapital von 280 Gulden gegründet. Die jüdische Armenpflege wird besorgt durch den Almosenkasten, die Löw-Kahnsche Stiftung weist auf einen guten Zusammenhalt der Rimbacher Juden hin. Die Rimbacher Juden sind als Rimbacher Mitbürger integriert. Dies tritt auch in der Namensgebung offen zutage. Werden in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch viele alttestamentarische Namen für die Kinder ausgewählt, so sind es in den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts Vornamen der nichtjüdischen Umwelt, die die Kinder der Juden tragen. Der Judenvorsteher Löw-Kahn vermacht in seiner Stiftung gleich hohe Jahreszuschüsse den Juden und den Christen.

    In der Reichskristallnacht vom 9. auf den 10. November 1938 stürmen SS- und SA-Männer in zivil die Synagoge, die Eingangstür wird aufgebrochen, im Inneren wüten dann zahlreiche Ortsbewohner Rimbachs. Mit Beil und Knüppel wird das Mobiliar zusammengeschlagen, die Bänke werden mit Benzin übergossen und angezündet und die 3 Kristallleuchter reißt man von der Decke. Wertvolle sakrale Geräte verschwinden in dieser Nacht. Während die Synagoge verwüstet wird, dringen andere Gruppen in jüdische Häuser ein und richten großen Schaden an. Wenn auch die Mehrheit der Rimbacher Ortsbewohner diese Vorgänge nicht gebilligt haben sollte, bringen alle aus Furcht vor den Nationalsozialisten nicht den Mut zum Widerstand auf. Unsere katholische Kirchengemeinde rühmt es, dass nur der Arzt Dr. Ungeheuer, einer der ersten und wenigen Katholiken des Vorkriegs-Rimbach die Machthaber nicht fürchtet und als Arzt und Seelsorger in dieser Nacht, und in der Folgezeit den jüdischen Einwohnern beisteht. Die Synagoge wird nicht in Brand gesetzt, um die nahen Wohnhäuser der Volksgenossen zu schonen.

    Am 10. November 1938 wurde die noch in der vergangenen Nacht misshandelten Vorstandsmitglieder der jüdischen Gemeinde gezwungen, die Synagoge an die Gemeinde, für null Reichsmark zu verkaufen. Die Gemeinde nutzte die Synagoge fast ein Jahr als Feuerwehrgerätehaus. Dann verkaufte sie die das Gebäude am 19. Oktober 1940 für 2600 Reichsmark an den Rimbacher Adam Schuster, der die Räume als Lager für „Kraftwagen“ nutzte.

    Die für Rimbach zuständige Pfarrei Mörlenbach erwarb 1951 von der New Yorker jüdischen Organisation JRSO, in deren Besitz das Gebäude nach einem Entschädigungsverfahren übergegangen war, die Rimbacher Synagoge für insgesamt 4450,--DM. Sie wurde 1952/53 zur katholischen Kirche umgebaut und nach dem Kauf des benachbarten Lebensmittelmarktes in den 80er Jahren erheblich erweitert. Der Haupteingang wurde zur Schloßstraße verlegt, ein Glockenturm aufgesetzt, neue Kirchenfenster eingebaut und eine gebrauchte Pfeifenorgel angeschafft.

  • links: Das alte Hauptportal der katholischen Kirche
    Im Rundbogen steht: HÖRE ISRAEL! DER EWIGE IST UNSER GOTT, DER EWIGE IST EINZIG.
    Thorarolle im alten Tabernakel der katholischen Kirche (Kein Original)
    Thorarolle als Symbol der Erinnerung an die ehemalige Synagoge
    Freigelegtes Mauerwerk der Synagoge aus dem Jahre 1840

  • Quelle der Fotos: Alemannia Judaica (Hahn, Aufnahmen 2008 und 2020)

  • Gedenktafel neben dem alten Portal