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  • Entnazifizierung

    Die jüdische Gemeinde in Rimbach war die größte im Kreis Bergstraße und eine der größten in Hessen. Unsere Gemeinde mit damals ca. 2000 Einwohnern galt als Nazihochburg.

    Die nationalsozialistischen Verbände wie NSDAP, SA, SS und NS-Frauenschaft hatten viele Mitglieder. Nicht jeder dieser Mitglieder war überzeugter Nazi, sondern unterschrieb aus politischem Druck und wirtschaftlicher Not Eintrittsformulare. Die amerikanischen Befreier und Verwalter führten nach Ende des 2. Weltkrieges, neben Gerichtsprozessen bei Straftaten in der Reichspogromnacht, auch sogenannte Spruchkammerverfahren durch. So manchen gelang es dabei u. a. mit Unterstützung von ehemaligen Volksgenossen sich „reinzuwaschen“.

    Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung stand auch der 1. Rimbacher Nachkriegsbürgermeister, das KPD-Mitglied Ludwig Spilger. Dieser hatte sich während der NS-Zeit eindeutig gegen die Nazis gestellt, stand als Bürgermeister jedoch in der Kritik. Nach einem Jahr wurde er abgewählt.

    Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg war auch in Rimbach schwierig: Wirtschaftliche Not, Aufnahme von Flüchtlingen, das Warten auf die Kriegsgefangenen, gegenseitige Vorwürfe. Rimbach war ein politisch gespaltener Ort, der ab 1931 mit mehr als 53 % die NSDAP wählte und nun nach Kriegsende unter schwierigsten Bedingungen gemeinsam neu anfangen musste.

    Alle Mitglieder der einst blühenden jüdischen Gemeinde waren vertrieben oder ermordet. Bis heute sind die Rimbacher Juden und ihr bedeutender Beitrag zur kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung Rimbachs weitestgehend vergessen. Hartnäckig wird seit Jahrzehnten über Taten und Täter geschwiegen. Es wird Zeit, dass sich Rimbach mit der eigenen Geschichte versöhnt, aufklärt und erinnert.

    Nach und nach veröffentlichen wir hier an dieser Stelle Dokumente aus der unmittelbaren Nachkriegszeit: